FTCN.BERLIN | Über uns
Die Fast-Track Cities Initiative ist ein globales Netzwerk mit lokalem Herzschlag – und Berlin spielt dabei eine zentrale Rolle. Hier finden Sie alle Infos rund um die Initiative sowie vieles mehr.
Die Fast-Track-Cities-Initiative wurde 2014 von UNAIDS, UN-Habitat, der WHO und der International Association of Providers of AIDS Care (IAPAC) ins Leben gerufen. Am Welt-AIDS-Tag unterzeichneten die ersten Bürgermeister:innen die Paris Declaration on Fast-Track Cities, in der sie sich verpflichteten, die 95-95-95-Ziele bis 2030 zu erreichen.
Ziel ist es, die AIDS-Epidemie bis 2030 weltweit zu beenden – im Einklang mit den globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und der bundesweiten BIS2030 Strategie. Der Fokus liegt auf urbanen Räumen, da hier ein Großteil der HIV-Neuinfektionen auftritt – aber auch die besten Voraussetzungen für koordinierte Prävention, Versorgung und Teilhabe bestehen. Städte sind Knotenpunkte der Epidemie, aber auch Zentren der Innovation und Zusammenarbeit.
der Menschen mit HIV kennen ihren Status
der Diagnostizierten erhalten antiretrovirale Therapie
der Menschen mit HIV kennen ihren Status
Diskriminierung von Menschen mit HIV
Heute sind über 400 Städte weltweit Teil des Netzwerks und repräsentieren mehr als 30% aller Menschen mit HIV – von São Paulo bis Bangkok, von London bis Nairobi.
Berlin trat der Initiative im Jahr 2016 bei – als erste Stadt in Deutschland und gehört damit zu den Vorreitern. Die Entscheidung wurde vom damaligen Regierenden Bürgermeister Michael Müller getroffen, der sich öffentlich für eine entschlossene, diskriminierungsfreie HIV-Politik aussprach.
Bereits vor dem offiziellen Beitritt gab es in Berlin intensive Bemühungen, HIV und AIDS strukturell zu bekämpfen. Eine zentrale Rolle spielte dabei die Veranstaltungsreihe „HIV im Dialog“, die seit 2011 regelmäßig Fachleute, Aktivist:innen, Community-Vertreter:innen und politische Entscheidungsträger:innen zusammenbrachte. Diese Plattform diente als Impulsgeberin für den Beitritt zur Fast-Track Cities Initiative.
Berlin ist ein Hotspot der Vielfalt – und damit auch ein Ort, an dem gesundheitliche Ungleichheiten, Migration, Diskriminierung und soziale Determinanten von Gesundheit besonders sichtbar werden. Als weltoffene Metropole mit einer lebendigen LGBTIQ+ Community und starken zivilgesellschaftlichen Strukturen verfügt Berlin über ideale Voraussetzungen für ein ambitioniertes Netzwerk.
Das Berliner Fast-Track-City-Netzwerk bringt alle relevanten Akteur:innen zusammen: von Community-basierten Organisationen über Gesundheitseinrichtungen bis hin zur Politik. Diese einzigartige Partnerschaft ermöglicht koordinierte, evidenzbasierte Interventionen und den direkten Austausch zwischen Betroffenen, Expert:innen und Entscheidungsträger:innen.
Berlin wurde 2023 mit dem internationalen „Fast Track Cities Circle of Excellence Award“ ausgezeichnet – eine besondere Anerkennung für das Engagement der Stadt in der HIV-Prävention.
Die Auszeichnung wurde im Rahmen des Fast Track Cities Summits in Amsterdam verliehen und würdigt die langjährige, koordinierte und diskriminierungssensible Arbeit des Berliner Netzwerks. Gesundheitssenatorin Dr. Ina Czyborra nahm den Preis stellvertretend für die Stadt entgegen und betonte in ihrer Dankesrede die Bedeutung von Community-Arbeit, interdisziplinärer Zusammenarbeit und dem gemeinsamen Ziel, Stigmatisierung abzubauen und Versorgung für alle zugänglich zu machen.
Der Preis ist nicht nur eine internationale Anerkennung, sondern auch ein starkes Signal: Berlin geht voran – mit Haltung, Struktur und Herz.
Das Recht auf gesundheitliche Versorgung ist ein fundamentales Menschenrecht. Ohne dieses Recht kann eine Gesellschaft langfristig nur erkranken und geschwächt werden – sozial, ökonomisch und strukturell. Frühzeitige Prävention, Diagnose und Behandlung verhindern Folge- und Langzeitschäden und sind damit nicht nur die humanste, sondern auch die kosteneffizienteste Art und Weise, mit Infektionskrankheiten umzugehen. Wer Gesundheit für alle ermöglicht, stärkt das Gemeinwohl und schafft eine solidarische, widerstandsfähige Stadtgesellschaft.
Das Berliner Fast Track City Netzwerk hat sich nicht nur im Bereich HIV bewährt, sondern auch in Krisenzeiten wie der COVID-19-Pandemie und dem Mpox-Ausbruch. Viele der beteiligten Organisationen übernahmen zentrale Aufgaben in der Versorgung, Aufklärung und Community-Arbeit – oft dort, wo staatliche Strukturen an ihre Grenzen stießen. Das Netzwerk hat gezeigt: Es ist ein tragender Teil der systemrelevanten gesundheitlichen Infrastruktur Berlins – flexibel, nah an den Menschen und mit einem tiefen Verständnis für soziale Realitäten.
Das Berliner Fast Track City Netzwerk ist bunt, engagiert und vielfältig. Unser Netzwerk lebt von der Vielfalt und dem Engagement seiner Mitglieder. Gemeinsam decken wir alle Bereiche der HIV-Prävention, -Beratung, -Behandlung und Entstigmatisierung ab:
Zugang zu gesundheitlichen Angeboten für afrikanische Migrant*innen sowie deren Angehörigen unterschiedlicher Herkunft, mit Schwerpunkt auf HIV/AIDS.
Beratung, Begleitung und Unterstützung für Menschen mit HIV und ihre Angehörigen sowie HIV-Prävention.
Community-basierter Checkpoint mit integrierter Versorgung – Beratung, Testung auf HIV, STI und Hepatitis, Behandlung von STI, Anbehandlung von HIV für Menschen ohne Krankenversicherung.
Drogenhilfe, niedrigschwellige Beratung und Testangebote für drogengebrauchende Menschen.
Unterstützung und Beratung für Jungen* und junge Männer*, die von sexueller Ausbeutung und sexualisierter Gewalt betroffen sind.
Beratung, Unterstützung, Entstigmatisierung und Stärkung der politischen Rechte für Sexarbeiter*innen.
Verbesserung der Versorgungsituation von Betroffenen mit Migrations- und Fluchtgeschichte im Arbeitsfeld sexuelle Gesundheit, insbesondere HIV/AIDS durch Vernetzung und Kooperation
Umfassende Beratungs-, Betreuungs- und Unterstützungsangebote für LSBTIQ mit den Schwerpunkten Gesundheit, HIV, Sucht, Flucht und Migration, Alter und Jugend.
Information, Aufklärung, Vorortarbeit in der queeren Szene bezüglich HIV, STI, Hepatitis und Substanzkonsum.
Das größte katholische Krankenhaus in Berlin.
Ressourcen von Migrant*innenorganisationen füreinander nutzbar machen.
Ein Teil des öffentlichen Gesundheitsdienstes mit mehreren Standorten arbeitet ein multiprofessionelles Team aus Ärzt:innen, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, medizinischen Fachangestellten und Sprachmittler:innen.
Einrichtung für betreutes Wohnen in Berlin, die HIV-infizierte sowie von Aids und andere chronischen Erkrankungen betroffene Menschen mit einem Zuhause, für ein selbstbestimmtes Leben.
…und einige engagierte Einzelpersonen sowie weitere Organisationen – es werden immer mehr!
Um als Einzelperson oder Organisation / Initiative in das Fast Track City Netzwerk Berlin aufgenommen zu werden, bitten wir an drei Netzwerkplena teilzunehmen. Danach kann ein Mitgliedsantrag bei der Koordinierungsstelle gestellt werden, welcher im nächsten Netzwerkplenum nach Antragstellung vom Plenum beschlossen wird. Der Hintergrund dieser Formalie ist, dass wir als Netzwerk aktive Mitgliedschaften brauchen um Handlungs- und Beschlussfähigkeit zu gewährleisten. Eine Mitgliedschaft ist allerdings keine Vorraussetzung, um an den AGs teilnehmen und mitwirken zu können. Allerdings haben nur Netzwerkmitglieder ein Stimmrecht bei Entscheidungen durch Abstimmung innerhalb des Netzwerks.
Das Fast-Track-City-Netzwerk Berlin ist partizipativ und transparent organisiert. Damit alle gut zusammenarbeiten, gibt es eine klare Struktur:
Die Koordinierungsstelle des Fast Track City Netzwerks Berlin wurde im Dezember 2024 eingerichtet. Sie ist bei La Vida gGmbH angesiedelt und wird von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege gefördert.
Die operative Koordination des Netzwerks erfolgt durch La Vida gGmbH in enger Abstimmung mit der Steuerungsgruppe.
Die Koordinierungsstelle und viele Netzwerkmitglieder stehen im regelmäßigen Austausch mit anderen Fast Track Cities im deutschsprachigen und internationalen Raum – darunter Frankfurt, Bochum und Mannheim. Dieser Austausch stärkt nicht nur die gemeinsame Strategie und den Wissenstransfer, sondern ist auch politisch relevant: Viele Fragen rund um HIV-Prävention, Versorgung und Teilhabe betreffen landes- und bundesgesetzliche Regelungen – etwa beim Zugang zur Krankenversicherung, bei migrationspolitischen Rahmenbedingungen oder bei der Finanzierung von Präventionsangeboten.
Durch die überregionale Vernetzung können gemeinsame Positionen entwickelt, politische Forderungen abgestimmt und bundesweite Entwicklungen aktiv mitgestaltet werden. So wird aus lokalem Engagement eine starke Stimme für strukturelle Veränderung – über Berlin hinaus.
Die Steuerungsgruppe koordiniert die strategische Ausrichtung des Netzwerks, begleitet strategisch, gibt Impulse und sorgt für Nachhaltigkeit. Sie trifft sich regelmäßig und entwickelt gemeinsam Jahresschwerpunkte, Kampagnen und Monitoring-Strategien.
Viermal im Jahr kommen alle Mitglieder des Fast Track City Netzwerks Berlin zusammen, tauschen sich aus und planen gemeinsame Aktionen. Das Plenum steht allen Mitgliedern und Interessierten offen. Hier werden Fortschritte präsentiert, Strategien diskutiert und neue Mitglieder willkommen geheißen.
Für spezifische Themenfelder existieren Arbeitsgruppen, die operative Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Die Arbeitsgruppen sind offen für alle interessierten Fachkräfte und Akteur:innen.
Die AG Testen beschäftigt sich mit den Zugängen zu Testmöglichkeiten für alle Menschen. HIV, Hepatitiden und STIs allgemein können gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität und Lebensdauer haben. Daher ist es essenziell, Möglichkeiten zur Testung allgemeingültig zu machen.
Ziele:
Insbesondere FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binäre, Trans und Agender) Menschen werden oftmals selbst bei auftretender Symptomatik (außerhalb einer festgestellten Schwangerschaft) nicht getestet. Dies gilt es unbedingt zu ändern und auch niedergelassene Ärzt:innen vermehrt für Testing und diskriminierungssensible Aufklärung zu sensibilisieren.
Die AG PrEP bedient mehrere Themenschwerpunkte. Auf der einen Seite wollen wir die Aufklärung über und den Zugang zur PrEP jenseits von MSM-Communities stärken. Zeitgleich sehen wir die Diskussion der „nurse led PrEP“, um Ärzt:innen zu entlasten, als eine der notwendigen Veränderungen, um die PrEP zugänglicher für alle Menschen zu machen. Des Weiteren beschäftigt sich die AG mit der long acting PrEP, die in absehbarer Zeit als Alternative zur PrEP in Tablettenform relevant werden wird.
Ziele:
Diese AG beschäftigt sich mit Antistigmatisierungsbemühungen bei Fachpersonal und der allgemeinen Öffentlichkeit. Zeitgleich arbeitet sie daran, Strukturen im Fast Track City Netzwerk Berlin aufzubauen und zu stärken, die tatsächliche Partizipation von positiven Menschen – inklusiver aller Diskriminierungsebenen und Marginalisierungen – miteinschließen.
Ziele:
Diese Taskforce versucht, in Kombination mit einer eigens eingerichteten Meldestelle, einem Gremium zur interdisziplinären Fallsupervision und einer an das Buddy-Prinzip angelehnten Community-nahen Betreuung und Begleitung, Menschen ohne Krankenversicherung die ambulante Nachsorge zugänglich zu machen – und dadurch zeitgleich das Gesundheitssystem und Sozialarbeit in Berlin zu entlasten.
Ziele:
In Berlin leben mehrere tausend Menschen ohne Krankenversicherung – darunter Geflüchtete, EU-Bürger:innen, obdachlose Menschen und andere vulnerable Gruppen. Für sie ist der Zugang zur HIV-Versorgung erschwert oder unmöglich. Die Taskforce arbeitet an praktischen Lösungen und setzt sich für rechtliche Verbesserungen ein.
Weil Sie etwas bewegen können! Ob als Organisation, Fachkraft oder engagierte Einzelperson – das Netzwerk lebt von Beteiligung. Gemeinsam gestalten wir eine Stadt, in der Gesundheit, Respekt und Teilhabe für alle möglich sind.
Schreiben Sie uns, kommen Sie zu einem Plenum oder bringen Sie sich in einer AG ein. Wir freuen uns auf Sie!
Fast Track City Netzwerk Berlin
c/o La Vida gGmbH
Perleberger Str. 27
10559 Berlin
Schreiben Sie uns eine Mail an koordination@ftcn.berlin oder nutzen Sie alternativ das nachfolgende Kontaktformular. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.
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